Ko(s)misches Prinzip 10


Erwartung, ob freudig oder nicht,
hält selten das, was sie verspricht;
drum „füttere“ sie lieber nicht.

Zugegeben ist das eine nicht ganz so leichte Übung. Wer freut sich nicht schon Wochen vorher auf seinen Urlaub, in der Erwartung Entspannung zu finden, von der Sonne verwöhnt zu werden, etwas Tolles zu sehen und zu erleben oder gar eine interessante Bekanntschaft zu machen. Und genau darin liegt die Gefahr der Erwartung. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht erfüllt wird. Hätte ich keinerlei Erwartungen, würde eine Enttäuschung logischerweise ausbleiben.

Erwarte das Unerwartete
(Zen-Weisheit)

Ich könnte ja vorsichtshalber mal direkt das Schlimmste annehmen. Sozusagen sicherheitshalber, damit ich dann im Falle eines Falles „vorbereitet” bin. Sehr clever. Das wäre dann ebenfalls eine Erwartung, und zwar eine negative. Ich denke, dass das auch nicht die Botschaft dieser Zen-Weisheit ist. Vielmehr will sie folgendes zum Ausdruck bringen:

Sei mit all dem in Ordnung, was da kommen mag, auch mit dem Unerwarteten.

Das heisst aber noch lange nicht, dass ich alles, was geschieht, auf Anhieb toll finden muss. Meine Erfahrung hat mir jedoch gezeigt, dass es sich so manches Mal gelohnt hat, darüber nachzudenken, weshalb etwas anders als erwartet gelaufen ist. Die meisten Ereignisse entpuppten sich im nachhinein sogar als die bessere Alternative.

Es gibt noch einen triftigen Grund Erwartungen nicht allzu viel Nahrung zu geben: Das weniger gute Gefühl einer Enttäuschung (= das Ende einer Täuschung) macht eine unerwartete, neue Situation nicht im geringsten besser. Also, warum machst du dir nicht gleich das alte Lebensprinzip zu Nutzen, das da lautet:

Erstens kommt es anders,
zweitens als du denkst.

(Volksmund)

Freue dich über das, was da kommt - denn das Leben ist spannend !


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Zuletzt geändert: 2010/11/24 09:49